Seit 1801 scheint Mayrhofen als eigene Hauptmannschaft (Gemeinde) im Gericht bezirk Zell auf und wird ab 1807 als Steuergemeinde im amtlichen Kataster geführt.
Es ist ein aus einzelnen Weilern zusammengewachsenes Dorf.
Diese Weiler waren Bauernsiedlungen, deren zentrale Wasserversorgung für Mensch und Tier der Dorfbrunnen war. Aber auch bei Feuersnot war der Dorfbrunnen wichtig, diente er doch als Löschwasserbehälter.
Natürlich gab es auch Höfe nahe den Berghängen mit eigener Wasserversorgung, dies war jedoch eher die Ausnahme. Zur Zuleitung des Quellwassers dienten hölzerne Rinnen oder gebohrte Holzrohre. Daher waren auch die Brunnen "eingeforstet", d.h. es war ein jährlicher Holzbezug für Rohre und Brunnentröge rechtlich gesichert.
Es gab also früher mindestens 11 kleinere und größere Wasserinteressentschaften, z.B. Mayrhofen, Straß, Laubühel, Hollenzen, Eckartau, Kumbichl, Dorf Haus, Rauchenwald, Hochstegen, Durst usw.
Die Wassergenossenschaft Mayrhofen-Dorf
Mit dem schon zum Ende des vorigen Jahrhunderts zunehmenden Fremdenverkehr wurde die Sorge um die ausreichende Wasserversorgung immer größer und drückender. Insbesondere der Löschwassermangel machte sich bemerkbar, was dazu führte, dass 1889 die sog. "Graßmayerspritze" gekauft wurde. (Das war ein sog. Hydro- phor, der keinen eigenen Wasserkasten besaß und nur das öschwasser zur zweiten Spritze pumpen konnte).
Schon gab es anderswo Hochdruckleitungen und so waren auch in Mayrhofen einige fortschrittlich denkende Männer, die sich bemühten, etwas ähnliches auch in Mayrhofen zu bauen.
Die Wassergenossenschaft Mayrhofen-Dorf wurde 1900 gegründet. Am 7. April dieses Jahres befasste man sich im Gasthof "Bichlwirt", dem heutigen Hotel "Berghof' mit der Vergrößerung der bestehenden Brunneninteressentschaft Unterdorf, der Erweiterung der Wasserleitung auf 10 cm lichte Weite mit einem Kostenaufwand von 3000,- Kronen, worauf es in der folgenden Versammung zur Bildung der Interessentschaft für die Hochdruckwasserleitung Mayrhofen-Dorf kam.
Am 1. September 1900 wurde von 6 Mayrhofnern: Johann Moigg, Friedl Dengg, Josef Riedl, Johann Pircher und Bürgermeister Johann Hundsbichler, die Interessentschaft gegründet und am 15. November die Bauverhandlung zur Nutzung der Bruggerquelle abgehalten. Mit dem Stollenausbruch waren italienische Arbeiter betraut, die es mit der Sonntagsruhe nicht allzu genau nahmen. Der Probegendarm Holzer brachte sie daher bei der Bezirkshauptmannschaft zur Anzeige. Die Arbeiten gingen planmäßig weiter und am 23. Juni 1901 wurde das sog. Seidlbassin mit einem Festgottesdienst unter Mitwirkung der Musikkapelle eingeweiht.
Die Einweihungsfeierlichkeiten sollten in Bruggers Hotel, heute Hotel "Zillertal" stattfinden, doch Brugger - als schwieriger Mann bekannt - schrieb einen Brief: "Ich ersuche Sie, Ihr Programm meinerseits zu ändern, indem ich mich in keiner Weise damit beschäftigen mag."
Im Jahre 1903 gab es Schwierigkeiten mit der neuen Hochdruckleitung, denn ein Hochwasser riss die Holzkonstruktion des Klausensteges, an der die Leitung befestigt war, mit sich. Man musste daher für die Leitung eine Unterführung bauen.
1921 gab es wieder Wasseralarm, das Bassin war halb leer und es war zu befürchten, dass es ganz leer würde. Man musste also darangehen, neue Quellen zu erschließen. Die Beileitung der Laubüheler Quelle hätte keine dauernde Abhilfe geschaffen.
Gespräche mit der Wassergenossenschaft Straß wegen der Beileitung der Stilupperquellen waren nicht zielführend und so ging man wieder eigene Wege.
Mit zur Verschärfung der Situation trug die Zillertalbahn bei, denn wenn die Dampflokomotiven am Bahnhof Wasser fassten, waren das Bassin und die Leitungen leer.
Die im Jahre 1928 gegründete WG Mayrhofen ging an den Ausbau der Schulerquellen im Zillergrund und den Ausbau des Hochbehälters auf der Lände. Unter dem damaligen Obmann Hans Pramstraller wurden diese Arbeiten 1929 vollendet, gleichzeitig mit der Verlegung der Hochdruckleitung mit 125 mm Durchmesser bis ins Dorf. Das noch vorhandene Bautagebuch zeigt, dass auch an Sonntagen gearbeitet wurde. Es beginnt am 19. Juni 1928 und endet am 1. Mai 1929.
Durch die Aufwärtsentwicklung des Ortes und die Errichtung sanitärer Anlagen in vielen Häusern trat in Spitzenzeiten immer wieder Wassermangel auf, den man durch den Bau eines Reservebehälters 1959 auf der Lände auszugleichen suchte. Trotzdem reichte das Wasserangebot nicht und so wurden auch die Forst- und die Ahornachquellen erschlossen, mit denen Mayrhofen bis zum Jahre 1970 recht gut versorgt werden konnte.
Obmänner der WG Mayrhofen-Dorf
1900 Johann Moigg
1903 Franz Pramstraller 1907 Friedrich Dengg
1908 Johann Hausberger
1909 Forstrat Leßnagg
1921 Michael Schöser
1925 Georg Hausberger
1928 Hans Pramstraller
1933 Wilhelm Pfister
1935 Josef Eberharter
1940 Ludwig Kröll
1946 Simon Kröll
1966 Benedikt Moser
1969 Hans Pramstraller
Die Wassergenossenschaft Straß
Die Wassergenossenschaft Straß wurde 1912 zur Versorgung des südlichen Ortsteiles gegründet. Treibende Kräfte zur Gründung waren die Gebrüder Andrä und Johann Geisler. An der Stelle, wo der heutige Firchatspeicher steht, wurde ein Wasserschloss mit 100 m' Inhalt gebaut.
Auch in dieser Genossenschaft machte sich durch die stürmische Aufwärtsentwicklung Mayrhofens immer wieder Wassermangel bemerkbar und so wurden 1925 die Dunkelbrunnenquellen beigeleitet. 1930 kam es zur Erschließung der Arbesseite und zum Bau des Kumbichlbassins. 1962 wurden neue Statuten beschlossen und der offizielle Name in "Wasserwerksgenossenschaft" umgewandelt. 1965 kam es zum Bau des 2. Kumbichlbassins.
Trotz alledem war die Versorgung mit Trinkwasser noch immer nicht ausreichend und auch die Nutzung der Leitung aus der Stillupp, von den TKW errichtet, konnte nicht dauernde Abhilfe schaffen.
Unter dem damaligen Obmann Herbert Lechner schritt man nun zu einer Selbsthilfeaktion und kaufte von Johann Geisler, "Diggl" die Birnerastenquelle und errichtete eine imposante Quellfassung. Nicht ganz leichte Verhandlungen mit den TKW wegen der unentgeltlichen Wassernutzung führten dank der massiven Unterstützung durch Gemeinde und Land Tirol letztendlich zum Ziel und das Wasserdargebot von
70 l/sec. müsste nach menschlichem Ermessen für die nächsten Jahrzehnte ausreichend sein.
1969 erfolgte die Eingliederung der WG Rauchenwald.
Obmänner der WG Straß
1912 Michael Fankhauser
1915 Jakob Hausberger
1921 Andrä Lottersberger
1923 Johann Pfister
1930 Johann Geisler
1934 Jakob Hausberger
1938 Ing. Chini
1944 Heinrich Geisler
1945 Georg Wechselberger
1957 Roman Amor
1965 Josef Fankhauser
1968 Herbert Lechner
Die Wassergenossenschaft Mayrhofen-Zillertal
Der immer weiter steigende Wasserbedarf und die hohen Kosten der Leitungsnetze und der Behälter führten zu ersten Gesprächen über die Fusionierung der beiden großen Wassergenossenschaften. Man war sich einig, die Wasserversorgung müsse großzügig gelöst und für Jahrzehnte gesichert werden.
So kam es 1970 zur Gründung der heutigen Wassergenossenschaft Mayrhofen. Anfänglich wurde die Vereinigung kritisiert, doch heute, 30 Jahre danach, hat sich diese Entscheidung als richtig erwiesen.
Schon 1971/72 ging es an die Verlegung der Wasserleitung aus dem Stillupptal und 1974 kam es endlich zur vertraglichen Einigung mit den Tauernkraftwerken. Es wurde die unentgeltliche und unbeschränkte Wasserentnahme aus den Birnerastlquellen zugesichert.
1974 wurde die WG Durst angeschlossen und im selben Jahr zerstörte ein Murbruch das alte Firchatbassin. Lange konnte man sich nicht einigen, wo der neue Hochbehälter entstehen sollte, bis am 7.März 1976 eine außerordentliche Vollversammlung den Beschluss fasste, am alten Standort zu bauen. Nach positiven geologischen Gutachten plante das Landeskulturbauamt den Neubau und schon im September 1976 konnte der neue Wasserbehälter feierlich seiner Bestimmung übergeben werden.
1975-77 wurde im Zuge der Ortskanalisierung eine große Versorgungsleitung von der Hollenzbrücke bis Laubichl verlegt. Dabei unterstützte die Tauernkraftwerke AG dieses Vorhaben finanziell. Somit war die klaglose Wasserversorgung Mayrhofens gewährleistet. Der letzte Schritt zu einer einheitlichen Wasserversorgung war 1994 die Übernahme der Wasserinteressentschaft Laubichl mit ihrem kompletten Leitungsnetz, 2 Quellen und 1 Hochbehälter.
Nur durch sparsame Verwaltung und durch das fundierte Fachwissen der Funktionäre, welche alle ehrenamtlich arbeiten, kann der Preis des Trinkwassers niedrig gehalten werden und es gibt keinerlei Verbrauchsbeschränkungen.
Obmänner der WG Mayrhofen
Hans Pramstraller 1970 - 1976
Josef Fankhauser 1976 - 1993
Hans Gasser 1993 - heute
Kalendarium
1900 am 7. April wird die Wassergenossenschaft Mayrhofen-Dorf gegründet
1901 am 23.Juni festliche Einweihung des sog. Seidl-Bassins
1902 Bau der Leitungsunterführung unter dem Ziller bei der Klausenbrücke
1912 Gründung der Wassergenossenschaft Straß
1925 Beileitung der Dunkelbrunnquelle
1928 Gründung der Wassergenossenschaft Mayrhofen
1929 Fassung der Schulerquelle im Zillergrund und Einleitung ins Netz
1930 Erschließung der Arbesseite
1965 Bau des 2. Kumbichlbassins
1969 Baubeginn der Birnerasteriquelle
1970 Gründung der Wassergenossenschaft Mayrhofen
1971 Verlegung der Wasserleitung aus der Stilluppe
1972 Übernahme der Wassergenossenschaft Rauchenwald durch die WG Mayrhofen
1974 vertragliche Einigung mit den TKW wegen der Birnerastlquelle
Anschluss der Brunnengemeinschaft Durst
Mure im Firchat zerstört den Hochbehälter
1976 September - Fertigstellung des neuen Firchatbassins
1977 Ortskanalisierung und Verlegung der Ringleitung
1985 Leitungszusammenschluss zwischen WG Mayrhofen und WG Hollenzen für Notfallsversorgung
Fertigstellung der Leitungsverlegung von der Stumpfau bis zum Roten Kreuz
Einweihung Hochbehälter Zillergrund
Leitungszusammenschluss zwischen WG Mayrhofen und Gemeinde Schwendau
für Notfallsversorgung
Einweihung Kumbichlbassin und Bürogebäude
Verlegung einer neuen Ringleitung auf der Pfarrer-Krapf-Straße
1994 Anschluss der Wasserinteressentschaft Laubichl
1995 Beschluss zur Erarbeitung eines EDV-unterstützter Leitungssystems
Sanierung der Gruberloch-, Dunkelbrunn- und Wiesenhofquelle
Sanierung der Forstquellen
1996 Übernahme der Leitungen der Gemeinde Brandberg durch die WG Mayrhofen
Gesamtversorgung des Weilers Pignellen
1997 Erschließung des Weilers Hochstegen
1998 Sanierung der Schmiedmahdrinne und Leitungsverlegung unter das Bachbett
1999 Sanierung und Neugestaltung der Brindlang
2000 Sanierung des Firchatbehälters und Neuverfliesung
2001 100-Jähriges Bestehen der Wassergenossenschaft Mayrhofen
2001 Neuverlegung der Wasserleitung Förstersteig
Sanierung der Arbesseitenquelle I
Sanierung Wasserleitung Durst
Erweiterung der Hauptwasserleitung Hochstegen
2002 Erneuerungen der Wasserleitungen Pignellen
Sanierung der Kendelbachquellen
Renovierung der Unteren Schulerquelle
2003 Erweiterung der Wasserleitung Breitlahnerweg
Leitungsverlegung am Marktplatz
Erweiterung Hauptwasserleitung Oberkumbichl
2004 Neuverlegung der Hauptwasserleitung Laubichl
2005 Leitungsverlegung Ahornbahn neu
Leitungsverlegung Dornau
Leitungsspülung (südlich vom Ziller)
Sanierung Hochbehälter Laubichl
2006 Leitungsverlegung Parkplatz Ahornbahn neu
Leitungserweiterung Wohnanlage Eberl
Sanierung Hochbehälter Seidl
Leitungsspülung (nördlich vom Ziller)
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